ALS NORMALO MIT SUPERSTARS ZUSAMMEN FAHREN
Es gibt Veranstaltungen, die sich über viele Jahre zu wahren Traum-Ereignissen aufgebaut haben. Die Sieger dort sind zu Helden geworden und einer dieser Orte ist der Erzberg in Österreich. Hier kann ein Hobbyfahrer neben den großen Stars starten und sich in einem Rennen messen. Dank der Rennserie WESS die 2018 geschaffen wurde, gibt es für Amateure genug Veranstaltungen in Europa, die mit relativ wenig Aufwand zu erreichen sind. André Ebeling und seine Freundin Britta Haselhoff wagten ein kleines Abenteuer und fuhren beim Erzberg 2018 mit. Lest hier nun, wie es dazu kam, wie beide sich vorbereitet haben und wie es ihnen am Iron Giant erging.
Vorstellung:
Hallo, liebe Dirtbike Leser. Ich bin Andy und ich lebe gerade meinen Traum, den ich schon immer hatte, seitdem ich klein war (ca. 12 Jahre alt) und mit meinem BMX auf der Steinhalde die ersten Steilabfahrten und Sprünge meisterte. Später, mit ca. 25 Jahren, war ich dann nochmals auf der Steinhalde, aber dann mit einer KTM 640 LC4. Die Enduro war zwar etwas schwer fürs Gelände, aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht!
Obwohl ich vorher noch nie mit einer Enduro- bzw. Vollcrossmaschine auf einer Strecke im Verein trainierte, habe ich mich einfach in der GCC - German Cross Country Meisterschaft in der Klasse XC-Beginner in Walldorf/Werra mit einer KTM 450 EXC Factory Edition Bj. 2011 genannt! Die erste GCC-Saison 2015 im Alter von 36 Jahren mit insgesamt sechs Rennen und einen Abstecher in die IGE (Interessengemeinschaft Endurosport) habe ich erfolgreich und vor allem ohne Verletzungen absolviert!
Immer mit dabei ist meine Frau Britta. Sie hilft mir an den Rennen, wo sie nur kann, und ich bin sehr glücklich dass ich diesen tollen Sport mit ihr teilen kann. Auch sie fährt, seitdem sie 25 Jahre ist, Motorrad und das sogar im Gelände. Bei ihr begann die Sucht, Offroad zu fahren, auf einer TT600 mit einigen Umfallern aufgrund ihrer Körpergröße von 1,68m. Aber da wir uns bei gemeinsamen Trainings auch immer gegenseitig motivieren, hat sie dieses Umfalltrauma gut überwunden. Es ist sehr schön, dass ich so ein tolles Hobby mit meiner Frau teilen kann! Wenn wir selber nicht am Gasgriff drehen, reisen wir oft zu den Rennen an denen die Stars der Offroad-Szene am Start stehen. Sei es die Super Enduro WM in Riesa oder das Getzenrodeo. Hier habe ich mir 2015 sogar von Graham Javis meinen Helm signieren lassen :-)
Der Traum Erzberg:
Dort kam dann auch so zum ersten Mal der Wunsch, mit diesen Profis zusammen bei einem Event zu schwitzen. Auch wenn mir klar war, dass ich mehr unter dem Helm kochen werde als Graham. Da wir im Raum Frankfurt am Main leben, war der Erzberg schnell als das Rennen ausgewählt. Und weil nicht nur ich Spaß haben sollte, schlug ich vor, dass auch Britta dort mitfahren sollte. Die erste große Hürde ist die Online Anmeldung, denn die 1500 Startplätze sind schnell weg. Zum Glück bekamen wir die Nummer 1295 für Britta und die 1296 für mich.
Die Vorbereitung:
Als nächstes brauchte ich ein neues Motorrad. Mit meiner in die Jahre gekommenen 450EXC aus 2011 wollte ich nicht ein Hardenduro bestreiten. Es sollte ein Zweitakter aus den Hause KTM sein. Bei der Firma Motorrad Donnecker in Bad-Soden Salmünster kaufte ich mir eine EXC 300 TPI Modell 2018. Diese war dann auch direkt ein Six Days Modell, an dem einige Protektoren mit dabei sind. Zusätzlich verbaute ich noch eine Rekluse Automatik Kupplung, inklusive dem Umbausatz, mit dem die Hinterradbremse vom Lenker aus bedient werden kann.
Auch Britta sollte mit dem richtigen Bike dort antreten. Eine Beta Xtrainer war perfekt für ihre Körpergröße. Bei Beta Händler Schroth in Langen gab es nicht nur das Bike, sondern auch noch eine Sitzbank mit 2cm weniger Höhe. Die Gabel wurde ein Stück weiter durch die Brücke geschoben und schon konnte Britta mit beiden Füssen sicher den Boden herreichen. Das gab ihr natürlich sofort ein gutes Gefühl beim Fahren. Um die Bedienung noch etwas leichter zu gestalten, gab es auch hier die Rekluse Kupplung. Jedoch lies sie die Betätigung der Bremse für das Hinterrad Original. So gerüstet ging es dann in die Vorbereitung für das Jahres-Highlight. Ich fuhr die GCC Rennen in Triptis und Walldorf mit. Auch der IGE-Lauf in Rottleben wurde unter die Räder genommen. Zusätzlich waren Britta und ich bei diversen Lehrgängen unter anderem in Aufenau, Walldorf und Langensteinbach. Zuhause wurde fleißig mit dem MTB geradelt und im Fitness Studio geschuftet. Auch hier war es super, dass Britta und ich das gleiche Ziel hatten. So konnten wir uns immer gegenseitig motivieren.
Das Wochenende am Eisenberg:
Tag 1:
Die Anreise von Frankfurt aus mit Anhänger dauerte 10 Stunden. Leider hatten wir auf den 720 km auch etwas Stau. Wir waren froh, als wir im Hotel ankamen. Man kann selbstverständlich auch im Fahrerlager übernachten, aber wir wollten primär unsere Bikes in Sicherheit wiegen, da es im Fahrerlager leider immer wieder zu Diebstählen kommt, so konnten wir weitaus beruhigter einschlafen. Darüber hinaus war das Essen dort auch richtig gut. Das Doppelzimmer haben wir auch direkt nach dem Erhalt der Startnummern reserviert. Denn die die Zimmer vor Ort sind an diesem Wochenende schneller weg als die Startplätze für das Rennen.
Tag 2:
Bereits bis zur Ankunft im Fahrerlager ist alles hochprofessionell organisiert. Auch die Nennung und technische Abnahme läuft flüssig und ohne lange Wartezeiten gemessen an der Menge der abzufertigenden Fahrer. Hier sieht man die jahrelange Erfahrung des Veranstalters.
Dann haben wir unsere Rider Shirts (#1295 - MX-Britzi und #1296 - EnduroAndy#88) am Erzbergrodeo Merchandise Stand abgeholt. Anschließend sind wir etwas die Strecke abgegangen, was bei der Länge des Kurses nur ein Bruchteil war. Bei den sommerlichen Temperaturen reichte uns das aber auch. Später haben wir uns dann noch die ersten Qualifikationsrennen vom „Rocket Ride“ angeschaut. Es ist überwältigend, wie steil die Auffahrten in Wirklichkeit sind!
Tag 3:
Am Vormittag so gegen 11 Uhr fuhr ich einen Übungslauf auf der Endurocross Strecke in der Action Arena. Hierfür wurden die 2018 KTM E-Freeride zur Verfügung gestellt. Es lief alles ganz gut. Baumstämme, Steinfeld und Steilkurve ohne Probleme. In der Matrix, die mit Kies gefüllt war, hatte ich einen kleinen Umfaller. Ich blieb ruhig und fuhr ins Ziel. Ich wollte hier nicht zu viel riskieren, denn der Prolog für das Hare Scramble stand für nachmittags auf dem Plan.
Um 14 Uhr stellten wir uns an zum Prolog. Gegen ungefähr 15.30 Uhr wurde es dann ernst für Britta und mich. Da wir ja alles zusammen machen, haben wir uns auch an der gleichen Stelle der Strecke verfahren. Einmal falsch abgebogen, das hat mich gut 1:30 min. gekostet, Britta sogar ca. 5 min. Aber wir sind beide im Ziel ohne Sturz angekommen. Mit der Zeit war ich nur auf Platz 1180 von 1800. Also muss ich im zweiten Run eine bessere Zeit rausfahren. Am Abend den Sturm auf Eisenerz haben wir nicht mit gemacht. Ich wollte etwas Ruhe haben, um fit zu sein.
Tag 4:
Britta ist den zweiten Prolog nicht mehr mitgefahren. Sie hatte ihr persönliches Ziel für dieses Wochenende erreicht. Also ging es nur für mich wieder um 15.30 Uhr von der Startrampe in den zweiten Prolog, um zu versuchen, mich zu qualifizieren. Diesmal ging es ohne verfahren den Berg hoch. Aber die Strecke war stark zerfahren und ich fuhr nicht locker, weil ich keinen Fehler machen bzw. mich nicht wieder verfahren wollte. Oben im Ziel war ich 1:09 min. schneller als am Vortag. Damit verbesserte ich mich auf Platz 859. Damit stand leider fest, ich bin nicht im Finale bei den schnellsten 500 Fahrern dabei.
Tag 5:
Jetzt sind wir als Zuschauer unterwegs und wollen uns das Spektakel nicht entgehen lassen. Gegen 12 Uhr nahmen wir einen guten Platz mit Blick auf den Startkessel ein. Bis zum Start gab es ein Show-Programm mit u.a. Matthias Walkner und Laia Sanz (beide Rally Dakar Piloten), sowie Stephan Peterhansel in einem Rally Auto. Nachdem Start der ersten 5 - 6 Reihen sind wir zur Auffahrt Wasserleitung gegangen. Hier sah man dann das Leiden der vielen Amateure. Nach 2 Stunden sind wir zurück in die Action Arena . Hier ist das Ziel aufgebaut gewesen. Auf einer Groß-Leinwand konnten wir die Live TV Übertragung sehen.
Der Kampf der Stars war atemberaubend und wahnsinnig spannend. Alle 23 Fahrer (vor allem die deutschen Fahrer), die die Arena erreichten, wurden abgefeiert von den Zuschauern. Es war eine super Stimmung und ein guter Trost, nicht selber mitgefahren zu sein. Aber ich werde es wieder versuchen. Es gibt genug WESS- Rennen, die wir aus Deutschland nach wenigen Stunden Autobahn erreichen können. Spätestens 2019 jage ich meinen Traum, am Erzberg mit den Big Boys zu schwitzen erneut nach. Vielleicht sehen wir uns da. Euer Andy und Britta
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